Normies als Brücke
chemische Gleichgewichte und warum Rechte Normies nicht als Feinde, sondern als Chance, betrachten sollten
Kapitel 1: Die moralische Perspektive
In Folge der fortschreitenden Lagerbildung breitet sich eine gewisse Bitterkeit auf unserer Seite aus. Es ist wohl die Konsequenz davon, immer Kassandra sein zu müssen, und wieder und wieder ignoriert zu werden, während die Probleme, die schon vor Jahrzehnten offensichtlich schienen, weiter ungelöst und unbesprochen bleiben.
Mittlerweile muss ja wohl jeder den Schuss gehört haben. Irgendwann ist Schluss mit Mitleid, und die Frage nach der Eigenverantwortung ist doch berechtigt.
Aber wo liegt diese Grenze? Und wie viel Verantwortung tragen “Normies“ wirklich daran, wenn ihnen, als Konsequenz darauf, dass sie nicht auf uns gehört haben, etwas Schlechtes geschieht? Und wie konsequent, insb. bei schwereren Straftaten, dürfen wir wirklich mit unserer Verurteilung sein?
Dieser Frage hat sich der Schattenmacher am Beispiel des Kriminalfalls Maria Ladenburger gewidmet. Diese war 2016 von einem vorbestraften afghanischen Flüchtling vergewaltigt und ermordet worden. Ein Fall von vielen, scheint es zunächst, aber interessant ist dieser Mord unter anderem deswegen, weil Maria, wie auch ihre Eltern, in der Flüchtlingshilfe tätig war.
Bevor wir jedoch auf diesen Fall zurückkommen, möchte ich ihn erst mit einem Fall vergleichen, bei dem die Verantwortung für das eigene Schicksaal direkter beim Opfer liegt, um von dort aus Unterschiede herauszuarbeiten.
Als der Missionar John Allen Chu auf North Sentinel Island getötet wurde, einem der wenigen Orte, noch getrennt vom Rest der Welt, und legendär dafür, dass die Einheimischen jegliche Eindringlinge töten (zu Recht, wenn man auf ihre und die Geschichte im Allgemeinen schaut), einer Insel, umgeben von Warnschildern und Sperren und allgemein schwer zugänglich gemacht, und wissend, dass ohne vorherigen Kontakt die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass nicht die Bibel, sondern die Grippe das Geschenk mit den größten Auswirkungen für die Einheimischen sein wird, sollte man da noch Mitleid haben?
Und muss man den Kulturkampf nicht genauso sehen? Ok, deine Tochter wurde getötet, das ist natürlich auf der individuellen Ebene tragisch. Aber wie hast du gewählt? Und wie wählst du jetzt? Und was dachtest du denn, was wir gemeint haben, als wir dir über Jahre die Kriminalstatistiken unter die Nase gehalten haben?
Man mag sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man selber Opfer der gescheiterten Einwanderungspolitik wird, gering ist, insb. verglichen mit dem Risiko, in das sich Chu auf Sentinel Island begeben hat und insb. für die soziale Klasse, der Maria Ladenburger selber angehörte. Denn natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Vorfall mit der Häufigkeit der Interaktionen. Und die meisten Grünen Wähler, Journalisten und Politiker leben eben nicht in den schlechten Vierteln von Hagen oder Bremen.
Und mehr noch, anders als das Fortbleiben von Sentinel Island (Es gibt genug andere Nicht-Christen, die doch etwas gastfreundlicher gewesen wären), hat in dem politischen Fall sowohl das nicht-Handeln, wie auch das Handeln assoziierte Kosten, gerade in einem liberalen Umfeld.
Es ist eben nicht immer im eigenen, rationalen, Interesse, korrekt im Sinne der Gruppe zu handeln. Wie viel Einfluss hat eine einzelne Stimme wirklich? Hätte Maria Ladenburgers Vater AfD gewählt, wie viele Migranten wären dann heute weniger in Deutschland? Und im Gegensatz dazu, hätte er öffentlich Politik für die AfD gemacht, wie viele Freunde und Familienmitglieder hätten sich dann von ihm abgewandt, hätte er Probleme in seiner beruflichen Karriere gehabt usw.
Sogar jetzt, nach der Tat, greift diese Logik. Ich weiß nicht, ob die Familie Ladenburger noch mehr Kinder hat. Aber wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass noch eins ihrer Kinder (so sie denn überhaupt Kinder haben) getötet wird? Und wie hoch sind im Gegensatz dazu die Kosten, würden sie jetzt ihre politischen Ansichten ändern? Nicht nur würde es bedeutet, dass sie Freunde und Ansehen verlieren würden (und es ist sicher sehr angenehm, das eigene Support Netzwerk zu verlieren, nachdem gerade die eigene Tochter gestorben ist), es würde auch bedeuten, dass sie sich selber die Schuld für den Tod ihrer Tochter geben müssten. Hätte ich doch anders gewählt …
Wer nach dem Autounfall die Versicherung abschließt, ist eben NICHT rational. Die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall ist, gegeben es liegen keine neuen Informationen vor, nach dem Unfall genauso hoch wie davor.
Insofern ist es irrational, auf unserer Seite zu sein. Es ist ein klassisches Gefangenendilemma. Ich mache niemandem Vorwürfe, der ein Normie ist. Aus machiavellistischer Sicht ist dies die rationale Position. Und wollen nicht eigentlich gerade wir kühle, amoralische Machiavellisten sein?
Kapitel 2: Die taktische Perspektive
Menschen wie Jordan Peterson wird oft vorgeworfen, eine Art Pipeline zu der modernen Rechten gebildet zu haben. Ein pubertierender Junge hat Schwierigkeiten damit, mit Mädchen zu sprechen (mit anderen Worten: ein pubertierender Junge zu sein), findet Jordan Peterson, fängt an, sein Zimmer aufzuräumen, und fordert plötzlich, dass die Züge gefälligst pünktlich kommen sollen. Wohin ein ordentlicher Haushalt doch führen kann …
Peterson selber betont immer wieder, dass das Gegenteil der Fall sei. Er habe nicht junge Menschen radikalisiert, er habe ihnen einen alternativen Weg gegeben, ihre Frustration auszudrücken und gegen die Moderne zu rebellieren. Ohne 4chan und ohne gefährliche Wojak memes.
Natürlich hat er hier ein Interesse daran, sich als Deradikalisierer darzustellen. Nicht nur ist er selber nicht Teil “des Teams“ Rechts, und MÖCHTE niemanden radikalisieren, und wir alle wollen unsere Arbeit im besten Licht sehen (der Arzt hilft nicht alten Pseudozombies dabei, noch ein paar Wochen dahinzusiechen, bis sie dann an irgendetwas anderem sterben, sie sind eben alt und so will es die Natur, Alzheimer und Inkontinenz sind für niemanden eine angenehme Existenz, nein, er “rettet Leben“), ein Eingeständnis, dass seine Arbeit in den Augen des Mainstreams mehr Schaden anrichtet, als dass sie hilft, würde einen Statusverlust für Peterson selber bedeuten. Die Rolle des Deradikalisierers wird in unserer Gesellschaft hoch angesehen (zumindest was Radikalisierung in Richtung Rechts betrifft). Die des Radikalisierers weniger …
Und auch unser Lager scheint JBPs Sicht seiner eigenen Arbeit zu teilen. Die Frustration ist verständlicherweise groß, wenn man mit Menschen reden muss, die “Talking Points” verwenden, die wir bereits vor Jahren hinter uns gelassen haben. “Wusstest du, dass in vielen islamischen Ländern für Homosexuelle die Todesstrafe vorgesehen ist? Ist Religion nicht schrecklich??? Mindvirus bla bla bla“
Aber zu welchem Ergebnis käme man ohne diese Emotionen, aus einer rein taktischen, kühlen, Sicht? Ist Jordan Peterson nützlich für unser Lager, oder hält er tatsächlich Menschen davon ab, WIRKLICHE Opposition zum System einzugehen?
Jordan Peterson im Speziellen, und Normiekons im Allgemeinen, ist wie eine Brücke. Er ermöglicht das Überlaufen in beide Richtungen. Jemand, der ernsthafter Antirassist ist, wird nicht über memes wie 13/50 stolpern, und plötzlich Trump wählen. Eben, weil dessen Ideen vollständig außerhalb seines Weltbildes liegen.
“Natürlich gibt es Unterschiede im Verhalten von Menschen. Weiße, Juden und Asiaten haben ja auch nie Diskriminierung erlebt.” Man kann sich alles zurechtrationalisieren. Die Füße des Gegners haben nur falsch gestanden ;)"
Warum hassen Sunniten Schiiten, und nicht japanische Shinto Anhänger? Ist es nicht seltsam, dass so viele Menschen in der Geschichte wegen Kleinigkeiten gestorben sind, währen andere Religionen, die dem eigenen Glauben komplett widersprechen, nicht direkt als Feind gesehen werden?
Natürlich ist ein Faktor hierbei, dass sich Ideologien mit memetisch nahem letzten gemeinsamen Vorfahren in der Regel auch in geografischer Nähe befinden, und es deswegen mehr Potenzial für Konflikte gibt. Die Stärke einer Reaktion in der Chemie hängt nicht nur von den Chemikalien selber ab, sondern auch von der gemeinsamen Oberfläche. Wenn ich einen Block Magnesium 3m NEBEN einen Eimer Wasser lege, wird es keine Reaktion geben. Und natürlich sind die Reaktionen am stärksten, wenn man in den selben Staaten koexistiert und damit eine große gemeinsame Oberfläche hat.
Aber ein anderer Faktor ist eben auch, dass Shintoismus keine Bedrohung für Sunniten darstellt. Shinto Anhänger werden nicht Sunniten werden, und Sunniten nicht zum Shintoismus konvertieren. Dazu sind die Religionen einfach zu unterschiedlich.
Aber vom Sunnitentum Islam zum Shiitentum konvertieren, das ist einfach. Dazu muss man keine neuen Götter oder Bräuche akzeptieren, nur ein paar Detailfragen. Und genau deswegen ist der Sunnismus auch eine Bedrohung für die Schia und die herrschende Klasse, die mit der Religion als politische Formel die eigene Herrschaft legitimiert. Anders als der Shintoismus.
Die “outgroup“ ist nicht dasselbe wie die “fargroup“.
Normiekons schaffen ideologische Nähe. Sie sind eine Zwischenstufe, nahe an unserer Seite, und nahe am ideologischen “Feind”. Und so ermöglichen sie die Konversion von Links nach Rechts. Und seien Sie ehrlich. Hätten Sie ohne Joe Rogan Jordan Peterson gefunden? Und ohne Jordan Peterson Douglas Murray? Und ohne Douglas Murray …
Damit lässt sich eine Analogie zu Katalysatoren in der Chemie ziehen.
Kapitel 3: Was ist ein Katalysator?
Von Wikipedia:
“Katalysator (von der Katalyse – griechisch κατάλυσις katálysis, deutsch ‚Auflösung‘ mit lateinischer Endung) bezeichnet in der Chemie einen Stoff, der die Reaktionsgeschwindigkeit durch die Senkung der Aktivierungsenergie einer chemischen Reaktion erhöht, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Er beschleunigt die Hin- und Rückreaktion gleichermaßen und ändert somit die Kinetik chemischer Reaktionen, nicht aber deren Thermodynamik.“
Stellen Sie sich die Eduktseite als politisch links, und die Produktseite als politisch rechts vor. Es gibt immer ein paar Linke, die “zufällig“ rechts werden, und umgekehrt. Es ist also eine Gleichgewichtsreaktion.
Wo dieses Gleichgewicht liegt, hängt jetzt von mehreren Faktoren ab. In der Chemie von Temperatur, Druck und den Stoffmengenkonzentrationen. Über das Massenwirkungsgesetz (MWG) kommt man auf:
Was ist das Äquivalent dazu in der Politik? Druck und Temperatur könnte man wohl grob mit politischem Druck übersetzen. Läuft es in der Sowjetunion super, wird niemand zum Liberalismus überlaufen. In den Endtagen des Systems dagegen …
Interessant wird es, wenn man die Stoffmengenkonzentration miteinbezieht. Werden mehr Leute Rechts, wenn es weniger Rechte gibt? Dies scheint auf den ersten Blick paradox. Schließlich sind es oft andere Rechte, die einem das rechte Weltbild näherbringen.
Man könnte die Metapher hier nur auf rechte Influencer reduzieren (wenn es kaum rechte YouTuber gibt, ist die Klickzahl für jeden Einzelnen besonders hoch, weil der Markt nicht gesättigt ist, und damit ist die Wahrscheinlichkeit höher, selber Influencer zu werden), aber ich denke, das ist nicht nötig.
Es ist klar, dass, egal, wie der Staat genau aufgebaut ist, nie alle Menschen rechts, und nie alle Menschen links sind. Politische Ideale haben einen gewissen genetischen bzw. anerzogenen Anteil und manche sind somit empfänglicher als andere für rechte Ideen.
Es gibt also einen kleinen Anteil an Leuten, die auch schon mit geringem politischen Druck rechts sind, und dann viele andere, die bei steigendem politischen Druck rechts werden.
Da natürlich die erste Gruppe zuerst rechts wird, bleiben, wenn es schon viele Rechte gibt, nur Menschen aus der zweiten Gruppe übrig. Damit diese konvertieren ist also ein größerer politischer Druck nötig.
Kapitel 4: Wo liegt unser politisches Gleichgewicht?
Ich denke, ich bin nicht der Erste, dem auffällt, dass viele durchaus unsere Positionen teilen, sich dies aber eben nicht im eigenen Wahlverhalten widerspiegelt.
Aber was bedeutet das? Schauen wir dafür noch einmal auf die Gleichgewichtskonstante.
Was passiert, wenn auf der Produktseite die Konzentration künstlich niedrig gehalten wird? In der Chemie z.B. durch Abschöpfen des Produkts, und in der politischen Welt durch Zensur, Propaganda und allgemeiner Unterdrückung von gewissen Ideen?
Die Reaktion wird in Richtung Gleichgewicht, also Produktseite, ablaufen. Dies passiert automatisch, aber eben nur sehr langsam. Und da kommen Katalysatoren ins Spiel. Jordan Peterson hat recht damit, dass er bestimmt ein paar Leute von 4chan dazu gebracht hat, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, und “Normie“ zu werden. Aber die Reaktion läuft immer in beide Richtungen ab.
Und das Gleichgewicht liegt auf unserer Seite. Es ist kein Zufall, dass, sobald irgendeine Plattform nicht zensiert wird, oder dies noch nicht effektiv möglich ist, diese Plattform rechts wird (was war nochmal Conquests zweites Gesetz?)
Auf 4chan steht nirgendwo explizit geschrieben, dass nur Rechte posten dürfen. Genauso hat auch YouTube keinen Bias uns zugunsten gehabt. Dass wir diese Plattformen dennoch so dominiert haben (und im Fall von 4chan immer noch tun, YouTubes Zensur in der Form von Deranking ist mittlerweile deutlich effektiver geworden), liegt alleine daran, dass unsere Meinungen populär, aber ungehört sind. Wer linke Ideen hören will, der soll an die Uni gehen, oder den Fernseher einschalten. Von BAP, Mike Ma und 0HP, nicht einmal von Kaczynski, Celine und Mishima wird man in diesen Institutionen NIE hören!
Es ist für uns also nur von Vorteil, wenn diese Brücke zum anderen Lager aufgebaut wird. Ohne Peterson, und ohne Shapiro, und ohne Dave Rubin hätte es die Alt Right nicht gegeben, auch wenn diese das sicherlich nicht selber zugeben werden.
Und dabei ist es egal, ob diese Personen selber rechts werden, oder ideologisch stehen bleiben. Eigentlich ist es sogar von Vorteil, wenn diese Menschen für Normies interessant bleiben, ohne sich selbst zu radikalisieren und “unheimlich“ zu werden. Natürlich wäre es interessant, würde Jordan Peterson klar Meinung zu Themen wie Ethnopluralismus und Einwanderung beziehen.
Aber, seid ehrlich, würde das 13-jährige “Ich” von euch diese Videos dann immer noch anklicken, oder würden die kulturell eingepflanzten Alarmglocken in eurem Kopf los schrillen (Schwurbler, Nazi, Rassist…)?
Normiekons sind positiv für unser Lager, eben weil sie Normiekons sind. Ein Katalysator muss nicht verbraucht werden, um die Reaktion zu beschleunigen. Er kann bleiben, wie er ist.
Insofern hört auf, zu sehr “Normies“ zu hassen. Die sind nicht euer Feind. Womöglich sind sie sogar euer engster Verbündeter ❤️